Sonntag, 6. Dezember 2009

Woher kommst du?

Ich komme aus Frankfurt.
Ich bin Deutscher.
Ich bin in Amerika geboren.
Ich habe zwei Pässe. Deutsch und Amerikanisch.
Ich bin kein Amerikaner.

Woher kommst du?

Neulich sagte jemand zu mir, er fände es sei einschränkend und irgentwie beleidigend, Menschen, die ihrem Aussehen nach nicht "deutsch" seien, nach ihrer Herkunft zu fragen.
Eine Freundin von mir antwortete auf die Frage aber relativ entspannt mit "aus Deutschland!" womit sie zweifelsfrei recht hatte. Ihre Eltern stammen ursprünglich aus Griechenland, sie aber ist in Deutschland geboren und fühlt sich durch und durch hier zugehörig.
Natürlich will ich niemanden damit beleidigen, oder gar auf billige Klischees reduzieren, wenn ich nach seiner Herkunft frage.
Nein, diese Frage ist für mich lediglich Ausdruck meines Interesses an der Person. Ich finde es wunderbar, jeden Tag die verschiedensten Menschen auf einem Fleck zu sehen: der blonde Klischee-Deutsche, Asiaten, Kopftuch-Muslime, dunklere und hellere Haut und Haare.
Wissen zu wollen, wo jemand herkommt, ist aber, wenn man mal darüber nachdenkt, ein ziemlich natürlicher Reflex.
Besser ist es aber doch dann, wenn man fragt und etwas über den anderen Menschen und dessen Wurzeln und Kultur erfährt.
Ich glaube, dass man auf dieser Basis vielleicht nicht alles nachvollziehen, aber doch wenigstens respektieren kann und das ist in unserer modernen, globalen Welt vielleicht das wichtigste überhaupt.

Unwissenheit erweckt Misstraun und schließlich Angst, vielleicht sogar Hass.
Und dort wo die Unwissenheit am größten ist, muss auch der Hass am größten sein.

"Fremdenfeindlichkeit ist in Schulklassen mit keinen bzw. wenigen Ausländern höher als in Klassen mit erheblichen Ausländeranteilen. Höhere Ausländeranteile führen zu weniger negativ getönten Vorurteilen, zu prozentual höheren Freundschaften zwischen Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Abstammung, zu mehr Zufriedenheit mit der Klasse bei Eltern, Lehrkräften und Schülern."
quelle: innovations-report.de

Auch in Deutschland ist der Fremdenhass dort am größten, wo die Ausländeranteile am kleinsten sind.

Was war los in der Schweiz?
Wie kommt es, dass die sonst so neutralen Schweizer plötzlich mit überraschender Mehrheit beschließen, die Rechte einer nicht zu vernachlässigenden Bevölkerungsgruppe derart zu beschneiden, wie es bei dem Verbot des Baus weiterer Minarette geschehen ist?
Vier Minarette gibt es derzeit in der Schweiz und, auch wenn die Gebete eines Mullas nicht umbedingt das sind, was man mit einem verschneiten Alpenpanorama  verbindet, dann würden doch neben den unmengen von Kirchen ein paar Minarette garnicht auffallen! Zumal ich bezweifle, dass es in diversen Alpendörfern nur wenige muslimische Gemeinden gibt und befürchte, dass deren Lobby nur selten groß genug sein wird, eine Moschee inklusive Minarett errichten zu können.
Es bleibt also doch eher eine Sache der Städte, wo diese nun wirklich nicht weiter stören würden, denn von Alpenidyll kann hier wohl kaum noch die Rede sein. Die Moschee-Gegner vermute ich jedoch eher in eben jenen Alpendörfchen und habe Mittleid mit den Leuten, die so viel verpassen in der Welt und Angst haben müssen, weil sie zwar das Bild des bösen Muslims aus der Tagesschau kennen, aber noch nie mit ihrem Muslimischen Nachbarn haben reden können.

So jedenfalls stelle ich es mir vor und dann wäre die Lösung naheliegend: Fragt nach!

Woher kommst du?

Und antwortet. Erzählen wir uns voneinander, lernen wir uns kennen und respektieren.

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