Sonntag, 25. Juli 2010

Mittwoch, 21. Juli 2010

Die Stimme des Volkes

Tagesthemen vom 19.7.2010 bei der ARD

Es gibt allerorts viele Vorbehalte gegen Volksentscheide, aber wie in dem Beitrag auch durchklingt, gibt es durchaus Argumente dafür, die im Gegenzug die Rolle des Politikers in Frage stellen bzw. neu definieren!
In meiner naiven (bisher noch passiven) Betrachtungsweise von Politik stellt es sich so dar, dass der aufs Volk bezogene Teil des Wirkens eines Politikers gerade vor und eventuell kurz nach einer Wahl statt findet. Außerhalb dieses Zeitraums entzieht sich das politische Geschehen dem Verständnis und nicht zuletzt auch dem Interesse des Bürgers.

Ein Politiker, dem ich meine Stimme 'abgebe', wird sich für meine Wünsche auch nur solange interessieren, bis er meine Stimme 'bekommen' hat.
Ist ein Politiker aber nicht, wie in diesem System, ein Wirtschaftsfaktor, der Bürgerwünsche verwaltet, sondern tatsächlich ein Spezialist auf seinem Sektor, der sein Bestes gibt, um das Leben der Menschen in einem Land zu verbessern, dann kommen wir MEINER Vorstellung von Demokratie schon viel näher.

Das ist der Punkt, an dem Volksentscheide tatsächlich sinnvoll sind:
Man stelle sich eine Welt vor, da die besten Köpfe (und natürlich auch eine Menge Schwachmaten) politische und gesellschaftliche Lösungen entwickeln, diese vorstellen und für sie einstehen und DANN das Volk das letzte Wort hat bzw. die eigentliche Legitimierung eines Gesetzes vornimmt.

Warum das nicht wenigstens bei Änderungen der Verfassung also bei dem Grundstein unserer Ordnung, der Fall ist, ist mir unbegreiflich!



Montag, 12. Juli 2010

eine Welt...

Ich träume noch immer von einer Welt, die nicht länger die Augen verschließt!

Ich habe davon geträumt...

Ich habe davon geträumt, dass eine Welt voller denkender Individuen NICHT 4 Wochen lang kollektiv das Hirn ausschaltet, Fussball schaut und nebenher jeden Tag ein beschissener Öltanker ausläuft...

Ich habe allen Ernstes davon geträumt, dass einer dieser Jungs die Eier hat, NICHT an dieser groß angelegten Camouflage teilzunehmen.
Aber kein Wort davon.

Wacht doch bitte wieder auf.

Ich will mich nicht mit einer Welt abfinden, in der so etwas möglich ist (oder eben NICHT möglich).

Oder träumt wenigstens mit.

Sonntag, 20. Juni 2010

biegen und brechen

Das höchste Amt im deutschen Staat, dem aus Gründen der historischen Aufarbeitung nur wenig Macht zukommt - das geradezu zum unterwürfigen Kugelschreiberhalter, von dem jeder Widerspruch ein Ärgernis bedeutet, verkommen ist, steht nun im Fokus parteipolitischen Machtkalküls.
Von der Leyen ist ausgeschieden - zu unentbehrlich, um sie auf lange Sicht im Schloss Bellvue zu parken - zu sozial, um in den schweren Zeiten die schwarze Fahne in den Wind zu halten.
An ihre Stelle tritt nun Christian Wulff, der sich als Meister der Agitation, selbst in den eigenen Reihen, bewährt hat.
Dreht man diesen Spieß um, ist er der Ministerpräsident, der die erste Muslimin in seine Reihen aufgenommen hat - durch die schwarz-gelbe Brille gesehen ein Punkt, der ihn auch für die Opposition wählbar machen sollte.
Während Wulff sein Mandat in Niedersachsen aufgegeben hat und bereits auf gepackten Koffern sitzt, zankt erneut die gerade einjährige Regierungskoalliton - FDP-Anhänger werden Wulff abtrünnig, selbst die Kanzlerin lobt den Gegenkandidaten der SPD, Joachim Gauck, der von der CDU zuvor als Kandidat gegen Horst Köhler aufgestellt worden war.
Ein genialer Coup, den unparteilichen Gauck, dem Herzen aus ausnahmslos allen politischen Lagern zufliegen und der somit eine überparteilich gute Lösung wäre, gegen den eindeutigen Versuch der CDU, Bellvue unter schwarze Flagge zu stellen, im eigenen, roten Trikot auflaufen zu lassen. So genial dass er der Regierungskoalition einen heftigen Schlag versetzen könnte - selbst Schuld!
Das Amt des Präsidenten war nie als Aussenstelle einer Regierung, sondern als der Dorn im Auge gedacht, der Köhler viel zu selten war: Das offene Ohr an das Volk, um in dessen Namen von der Regierung durchgewunkenen Gesetzen einen Riegel vor zu schieben.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Klagen auf extrem hohem Niveau

Keiner kann mehr den Finger auf den Zeitpunkt legen, da sich Menschen darauf einigten, gepresstes Metall und (später) bedrucktes Papier als allgemeinen Wert anzuerkennen.

Das Bedürfnis danach, Dinge anzuhäufen hingegen, scheint dem Menschen angeboren zu sein - wer viel zu Essen in seiner Höhle hat, der überlebt den Winter auch gut.

Woher kommt der blinde Wahn, der uns dazu verleitet, den Besitz 'wertlosen' Papiers und Metalls anzustreben?
Woher kommen die Emotionen, wenn wir unseren Kontostand checken? Im positiven wie im negativen Sinn?
Die Zeiten, da Menschen gegen den Hungertot haben kämpfen müssen, könnten längst vorbei sein.
Wir besitzen Nahrungsmittel für das doppelte der Weltbevölkerung.
Das Gesamtkapital auf unserem Planeten (in Bargeld, Wertpapieren und anderen Anlagen) wird auf 140.000.000.000.000 US$ hochgerechnet. Das sind 20.600 US$ pro Person.

Warum berauschen wir uns also so an unserem Reichtum und schauen weg, um nicht zu sehen, wie es denen geht, die wir ausbeuten?
Wir beklagen uns auf extrem hohem Niveau, wenn wir uns über hohe Preise im Supermarkt oder beim Benzin beschweren. Wir jammern über verschüttete Milch, wenn wir uns über hohe Steuern beklagen.
WIR leben in einer Welt, in der es sicher ist, nachts vor die Tür zu gehen. Eine Welt, in der es selbstverständlich ist, jederzeit und in ausreichender Menge Nahrungsmittel ganz nach unseren Wünschen verfügbar zu haben.

Und doch fragen wir uns nicht, wie es sein kann, dass REWE Mangos für 25 Cent verkauft.
Wie können wir jeden Tag Fleisch in quasi unbegrenzten Mengen essen, wo es doch niemals genügend Vieh auf der Erde geben kann, damit alle etwas abbekommen...

Wir leben auf die Kosten einer Welt, die weit weg von unserer existiert. Und wir halten diese Welt gerade so weit unter Kontrolle, dass sie uns nicht entkommen kann.

Montag, 25. Januar 2010

Ein Erdbeben erschüttert den Biedermeier

Hallo Matrix!

10€
5€
15€

Wenn man sich derzeit bei HITRADIO FFH ein Lied wünscht, muss man eine Spende für Haiti tätigen.
Dafür gibt es dann nicht nur das Wunschlied, sondern auch ein kurzes Gespräch mit dem Moderator oder zumindest eine namentliche Erwähnung im Radio.
Alles in allem jedoch besitzen wir jeden Euro, den wir heute so großzügig spenden, nur dank eines Wirtschaftssystems, das auf den Schulden anderer Nationen aufbaut.

Jetzt endlich berät die "Gruppe der Freunde Haitis" in Kanada darüber, den armen Haitianern doch mal eben ihre Schulden zu erlassen.
Seit 1960 ist der weltweite Reichtum verachtfacht worden. Und dennoch lebt einer von zwei Menschen auf der Welt von weniger als zwei US-Dollar am Tag, einer von vier gar mit weniger als einem Dollar am Tag, einer von drei hat keinen elektrischen Strom, einer von fünf hat keinen Zugang zu Trinkwasser, einer von sechs ist Analphabet, einE Erwachsene von sieben und ein Kind von drei leidet an Unterernährung.
Was der Artikel "Null und Nichtigvon Eric Toussaint und Arnaud Zacharie, übersetzt auf ila-web.de veranschaulicht, ist keine neue Idee - aber eine, die wohl nie umgesetzt werden wird.


Worauf ich hinaus will, weiß ich selber nicht mehr genau!
Genau so wenig wie wir alle, möchte ich natürlich auch nicht auf meinen Lebensstandard verzichten - nicht den Vorteil verlieren, den mir meine Geburt in Europa gegenüber anderen verschafft hat.

Noch eine kleine Bitte in eigener Sache:

Ich schreibe hier über Dinge, die mich zutiefst berühren, bewegen, verärgern oder aufregen. Wenn ihr euch die Zeit genommen habt, meine Blogs zu lesen, kommentiert sie doch bitte auch.


Vielen Dank
und bleibt wachsam!

Mittwoch, 20. Januar 2010

outsourced slavory

"1% der Leute, die die halbe Welt besitzen und du hast noch 99 auf dem Rest der Scheiße sitzen"
 - Culcha Candela (in den guten alten Tagen)

Ich habe heute zum Knödelkochen den Topf aus schlechtem Gewissen nur halb voll gemacht - es war immer noch mehr als zu viel.
Ich habe mir ein MacBook gekauft und am selben Tag noch "The Visitor" im Kino gesehen - ein Film über eine Pärchen, welches illegal in Amerika lebt und von dort ausgewiesen werden soll.
Sie arbeiten hart, sie tun niemandem etwas, aber sie werden gehasst.

Ich habe Bilder von HAITI gesehen.
Ich habe Menschen leidend, fast tot vor Hunger und Trauer gesehen.
Dann habe ich den Fernseher ausgemacht und zu Abend gegessen.

Warum habe ich kein schlechtes Gewissen?
Warum macht es mir nichts aus, so zu leben wie ich es tue, obwohl ich dabei keinen Deut besser bin als jeder amerikanische Plantagenbesitzer vor 200 Jahren, der sich Sklaven hält?

In einer Präsentation in meinem Englischunterricht wurde kürzlich die Frage aufgeworfen, ob es noch Sklaverei gäbe - Hell yes!!
Und wir haben es geschickt eingerichtet! Wir müssen die ungeliebten Arbeiter, auf deren Rücken unser Luxus gebaut ist, nicht einmal mehr in unser eigenes Land holen. Wir haben schlicht weg out-ge-sourcet!

Denkt mal drüber nach, wenn ihr das nächste mal duscht, esst oder einfach nur ohne Angst vor Gewalt das Haus verlasst!
Denkt mal drüber nach, wer den Preis dafür zahlt, dass ihr und ich so leben, wie wir es tun.
Ich habe darüber nachgedacht und ich habe ein verdammt schlechtes Gewissen!