Dienstag, 24. November 2009

Wie erziehe ich mir ein Meinungs-Vakuum?

14. Juli 1789
„Beginn“ der französischen Revolution. 89 Demonstranten sterben.

22. Februar 1943
Sophie Scholl wird für Pro-Demokratischen Protest von der SA hingerichtet.

7. Oktober 1989
„Wir sind das Volk“ verkünden Zehntausende Teilnehmer der „Montagsdemos“ in der DDR.

Demokratie hat einen langen Weg hinter sich. Heute jedoch ist Demokratie in Klassenzimmer gesperrt und zwischen Schulbuchtitel gepresst. Lediglich einmal im Jahr schwenkt man die Fahne der Demokratie, verteilt Wahlzettel und lässt Schüler ihre Vertreter wählen.
Jedoch scheitert das Modell in beide Richtungen – teilweise gibt es für Ämter gar keine Bewerber, selten muss man sich zwischen mehr als zwei Parteien entscheiden. Große Teile der Stimmen werden nach Sympathie vergeben.
Zu sehen sind hier lediglich die Symptome einer Krankheit, die eine ganze Generation befällt. Akutes Meinungs-Vakuum.
Meinungsfreiheit erlernt man nicht in Klassenräumen oder aus Büchern. Meinungsfreiheit lernt man im Stehen, notfalls auch im Regen!

Woran liegt es, dass Schüler der 11. Klasse nicht wissen, welche die einzige Partei der DDR war?
Woran liegt es, dass Schüler fragen, ob sie fürs Demonstrieren bestraft werden können?
Woran liegt es, dass Lehrer eher durchs Fenster in die Schule zurück klettern, als für ihre Rechte einzutreten?

Liegt es daran, dass wir in unserer leistungsorientierten Gesellschaft lediglich Wert auf die Vermehrung des enzyklopädischen Wissens und nicht aber der Fähigkeit zur eigenen Meinungsbildung legt?
Leistungsdruck und Versagensängste lassen wenig Platz für kritische Gedanken.

„Jedes Herz ist eine revolutionäre Zelle“

Solange wir uns nicht trauen, eine Meinung zu haben, ersticken wir einen wesentlichen Teil unserer selbst. Niemand soll sich von diesem Aufruf zum Aktivismus jedoch animiert fühlen, gesellschaftliche Werte fallen zu lassen. Denn pöbelnd vor den Türen der Paläste erreicht man nichts. Vielmehr ist jeder dazu aufgerufen, so weit wie möglich zu kommen, seine Ideale mit sich zu tragen und dann zu agieren, wenn der Einfluss am größten ist.

Die Demokratien in Deutschland gibt uns allen, ungeachtet von Alter und Status, das unveräußerliche Recht, für unsere Gedanken auf die Straße zu gehen.

Art. 8 GrundGesetz der Bundesrepublik Deutschland
(1)Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.

Über-Instanzierungen von Individuen machen Angst davor, dieses Recht einzufordern.
„Protest“ lebt gerade davon, etwas zu tun, das nicht dem vorherrschenden Willen der derzeitigen Ordnung entspricht.
Noch einmal:
NIEMAND kann dafür bestraft oder benachteiligt werden, sein Bürgerrecht zu beanspruchen.
Gegen aktuelle Missstände zu protestieren heißt nicht, Anti-Demokratisch zu sein.
„Diktatur“ ist, wenn sich einer hinstellt und befiehlt - „Demokratie“ ist, dass WIR es wollen.

Lasst euch informieren! Informiert euch, informiert andere!
Bildet euch eine individuelle Meinung von der Welt um euch herum!
Tauscht euch aus! Korrigiert wenn nötig eure Irrtümer!
Steht zu eurer Meinung, aber seit offen für die Ansichten anderer!
Geht auf die Straße!

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