Dienstag, 24. November 2009

Eine kurze Notiz zum Stand der Menschlichkeit

Wem es die drei Stunden Lebenszeit und den Überlänge-Zuschlag wert ist, der sollte sich umbedingt ins Kino seines Vertrauens begeben und sich 2012 zu Gemüte führen - der neue Action-Streifen der Schöpfer von "The Day After Tomorrow" und "Independance Day".
Der Film beschreibt eine moderne "Arche Noar" Geschichte - was die Maya schon vorrausgesehen haben sollen, tritt im Jahr 2012 auch ein: Die Welt, wie wir sie kennen, geht unter.
Unter der Führung des - dem neusten Trend entsprechend - afroamerikanischen US-Präsidenten haben die G8-Staaten eine Flotte gigantischer Schiffe bauen lassen, in denen einige Tausend Menschen die Katasptrophe überleben könnten.
Der Preis für ein Leben nach dem Tod der Welt: eine Milliarde Dollar!

So sehr halsbrecherische Szenen, in denen Flugzeuge durch einstürzende Hochhäuser fliegen auch Geschmackssache sind, so verstummt doch jede Kritik ob der erschlagenden Gewalt des Bildes, welches der Film von der Menschheit zeichnet.
Mal im Ernst, wer würde denn eine solche Katastrophe überleben? Eine Positivauslese des menschlichen Genpools? Oder die Reichen und Einflussreichen? Wie würde eine Gesellschaft aussehen, die auf einer sochen Basis begründet ist?

Gestern durfte ich selbst erfahren, wie akut das Problem der (Un-)Menschlichkeit tatsächlich ist.
Ich war, bei dem Versuch einem Fahrradfahrer auszuweichen, von der Straße abgekommen und über Kies in den Wald gerutscht. Auch wenn mir nichts weiter passiert war, hatten sich die Räder schnell im nassen Waldboden festgefahren und ohne die Hilfe eines Schaffarmer-Ehepaares, die erst mit ihrem Geländewagen versuchten, mir zu helfen und mir schließlich noch einen Abschleppwagen zu organisieren.
Obwohl der Radfahrer - ob nun absichtlich oder nicht - sich direkt aus dem Staub gemacht hat, ist mir an diesem Abend im Wald einiges über das Wesen des Menschen klar geworden. Dieses Ehepaar, das mir ihren Sonntag Abend geopfert hat und das gute Dutzend weiterer Personen, die anhielten um Hilfe anzubieten, haben die wahre Bedeutung von Menschlichkeit verstanden.
Brechen wir es also auf dein der Finanzgesellschaft verständliches Maß herunter: Menschlichkeit sei eine Währung, die Welt ein Konto und unser Leben eine ständige Aneinanderreihung von Ein- und Auszahlungen. Für meine Retter in der Not war diese Nacht zwar ein großes Opfer an Zeit und Mühe, jedoch auch ein großes Plus auf ihrer Seite des Menschlichkeits-Kontos.
Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass ich irgendwann die Möglichkeit haben werde, mich bei diesen beiden persönlich zu revangieren, dafür werde ich mich aber bei der nächsten Gelegenheit die sich mir bietet, darum bemühen, meine Schulden zurückzuzahlen. Es ist meine tiefe Hoffnung, dass sich diese Kette so fortsetzen kann, und somit auch meinen Helfern geholfen wird, sollten sie es jemals brauchen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen